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Langley, Chris R.
(2013).
DOI: https://doi.org/10.14315/arg-2013-104-1-272
Abstract
Die Erforschung frühneuzeitlicher Verhaltensmaßstäbe für Kleriker konzentriert sich gewöhnlich auf das Konfliktpotential des Antiklerikalismus und dessen Rolle in den Gemeinden. Mit Blick auf Schottland reicht der Untersuchungszeitraum von Arbeiten zur Beziehungsgeschichte von Geistlichen und Gemeindemitgliedern regelmäßig nur bis zur Unterzeichnung des ‚National Covenant‘ von 1638, der als Wendepunkt und generell als zeitlicher Endpunkt der Reformation definiert wird. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass - jenseits einer begrenzten Zahl kirchenobrigkeitlicher Rechtsetzungen in der Mitte des 17. Jahrhunderts - lokale Forderungen und Initiativen zentrale Bedeutung hatten für die Ausprägung von Erwartungshorizonten für klerikale Verhaltensstandards. Während die zunehmend politisierte schottische Kirk jede abweichende politische Meinung innerhalb der Geistlichkeit mit dem Vorwurf der Amtsunfähigkeit quittierte, verfügten die Pfarrgemeinden weiterhin über Handlungsspielräume, um mit der Obrigkeit einen Dialog über die Ansprüche des geistlichen Amtes zu führen. Allerdings war der Spielraum für laikalen Widerstand klaren Grenzen unterworfen, denn die Kirk bestimmte als dominante kirchliche Institution in Schottland die Reichweite des Dialoges zwischen Klerikern und Laien. Insgesamt lässt sich anhand dieser Vorgänge beobachten, wie lokale Gemeinden reformierte Praktiken adaptierten und manipulierten, ohne ihre Mitgliedschaft in einer nationalen Kirche in Frage zu stellen.